Rudern                                     2013

     in den schwedischen Schären



Dem Zug der Wildgänse nach Norden folgend, zog es eine Gruppe von 14 Ruderern (Andreas A., Monika G., Klaus R. vom Ruderverein Sparta Klein Köris; Gerd K. von Hellas Titania; Axel S., Horst B., Heike L., Uwe D., Heidi und Dietmar E., Ingrid und Klaus V., Cornelia und Berndt K. von der Ruderriege des TVW) und Ruderinnen in der ersten Juni-Woche dieses Jahres in die südschwedischen Ostseegewässer zu einer einwöchigen Rudertour.

Anlass der Reise war die Einladung unseres Ruderkameraden Axel, der in Südschweden nahe der Hafenstadt Oskarshamn ein Ferienhaus besitzt und uns mal die Schönheit der dortigen Landschaft und Gewässer nahebringen wollte, zu denen es ihn mehrmals im Jahr hinzieht. Außerdem ist Axel Mitglied im dortigen Ruderclub, wo auch ein innengeriggerter Zweier, auf den Namen Berlin getauft,  liegt. Dieser ist im Besitz einiger Mitglieder der Ruderriege des TVW und nachdem er liebevoll restauriert wurde lädt er nun  zum Rudern in den dortigen Schärengewässern eint.



So machten sich zwei Grüppchen mit PKW und Kleinbus am späten Nachmittag des 1. Juni auf den Weg zur Nacht-Fähre „Rostock-Trelleborg“, Abfahrtzeit 23 Uhr. Lediglich Heike und Uwe, durch Regattaverpflichtung abgehalten, sollten einen Tag später folgen.  Ich, Berndt, hatte das Glück in einer Siebenergruppe zu sein, die einen Kleinbus gemietet hatte und in dem wir von unserem begeisterten Fahrer Horst sicher kutschiert wurden. Auf der Fähre hatten wir  Schlafkabinen gemietet, um nach siebenstündiger Überfahrt am nächsten Morgen fit für die Weiterfahrt zu sein. Den Fährhafen Rostock verlassend, glitt das Schiff bei ruhiger See gleichmäßig dahin und nur das leichte Vibrieren der Schiffsmotoren war zu hören, das eine angenehm einschläfernde Wirkung hatte. Eine Stunde vor Ankunft im Zielhafen Trelleborg, pünktlich um 5 Uhr, ertönte aus den Bord-Lautsprechern ein aufmuntern-der Weckruf.



Der Blick aus unserem Kabinenfenster verhieß nichts Gutes, es war nebelig und ziemlich windig. Vor unserem Fenster flatterte der schwarze Regenumhang eines an der Reling stehenden Passagiers heftig im Wind und erinnerte einen irgendwie an eine Vampirsgestalt. Nach einer kurzen Morgentoilette, dem Ordnen der Klamotten und noch einem Kaffee im Bordrestaurant, musste dann zügig das Auto auf dem Parkdeck gefunden werden, keine leichte Aufgabe, wenn man sich am Abend zuvor nicht die genaue Position gemerkt hat. Das Entladen der Fähre ging wie am Schnürchen. Nun waren wir in Schweden und hatten noch 300 km Autofahrt zu Axels Ferienhaus vor uns.  Es war Sonntagmorgen, nebelig und wir waren in einer ziemlich verschlafenen Hafenstadt, kaum größere Häuser, nur Einfamilienhäuser und kein Frühstücksimbiss weit und breit, der offen hatte. So mussten wir von unserem Reiseproviant zehren. Auf der Schnellstraße, die abwechselnd ein- und dann wieder zweispurig zum Überholen verläuft, ging es geradewegs nach Norden mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Km/h.

Der Küstennebel hatte sich noch immer nicht gelichtet und die etwas hügelige, ziemlich grüne Landschaft  beruhigte das Gemüt und verleitete den einen oder anderen während der Fahrt zu einem kleinen Nickerchen. Nur der Fahrer musste hellwach bleiben, denn ab und zu gibt es auf der Strecke fest installierte Radarkontrollen, die aber fairerweise durch Hinweisschilder vorher immer angekündigt werden.



Nach knapp 5 Stunden Autofahrt hatte uns Horst stressfrei und sicher zu Axels Ferienhaus nach Högsby gebracht, wo fast zeitgleich auch Ingrid, Klaus und Gerd eintrafen. Dort warteten schon Axel und der kleine Klaus auf uns, die als Vorhut bereits einige Tage vor uns angereist waren. Im großen, ziemlich verwunschenen Garten auf  unebenen Untergrund waren Stühle und Tische aufgestellt, darüber ein improvisiertes Planendach gegen den leichten Niesel-regen. Mit reichlich Fleisch vom  Grill und Salaten, vom „kleinen Klaus“ lecker zubereitetet, ließen wir uns verwöhnen.



So gestärkt brachen wir 12  Sportsfreunde zum ca. 30 km  entfernten Standort für die kommende Ruderwoche, einem Ferienpark an der Küste bei Oskarshamn auf, nicht ohne noch in einem Supermarkt Unmengen von Lebensmitteln für die Selbstverpflegung einzukaufen. Axel hatte in diesem Ferienpark fünf etwas verstreut in einem Kiefernwäldchen liegende Holzhütten  gemietet, die mit Nasszelle, Küchenzeile, einem Wohnzimmer und einem kleinen Schlafzimmer über ausreichenden Komfort verfügen und 2 bis 3 Personen Platz bieten. Die Kommandozentrale wurde im schönsten Haus eingerichtet, auf einer kleinen Anhöhe liegend mit Meeresblick. Hier zogen Axel, Heike und Uwe ein.  Die  dem Haus angeschlossene große, windgeschützte Terrasse bot ausreichend Platz für alle 14 Teilnehmer zum morgendlichen Frühstück und zum Abendessen.



Das Wetter hier an der Küste war spürbar besser, die Sonne ließ sich blicken und die Temperatur lag bei angenehmen 20°C -22°C.  Jetzt war es Zeit, das nach etwa 10 Minuten Fußmarsch zu erreichende Bootshaus zu besichtigen. Es liegt nebst einem separaten Klohäuschen auf einer kleinen Felseninsel von ca. 60 m Durchmesser, die über eine Holzbrücke zu erreichen ist, gebaut vom Militär, als auf der Insel  noch ein Beobachtungsposten zum Aufspüren sowjetischer U-Boote betrieben wurde.  Heute erinnern daran nur noch ein paar übrig gebliebene Eisenträger.



Das kleine Bootshaus beherbergt zwei innengeriggerte Vierer, die wir benutzen sollten, den Zweier „Berlin“ und ein paar weitere Einer und Zweier. Der Steg war gerade neu vom Vereinsvorstand  gezimmert worden. Neben Axel soll es noch einen weiteren aktiven Ruderer in diesem Verein geben, den man aber kaum zu Gesicht bekommt, da er nur Einer fährt.



Am Montag sollte das Rudern nun endlich beginnen. Das Wetter war schön geblieben und die See ruhig. Nach ausgiebigem Frühstück auf der Gemeinschaftsterrasse und dem Einkauf einiger noch fehlender Rettungswesten, warteten wir auf die Nachzügler Heike und Uwe, die dann pünktlich gegen 11 Uhr eintrafen. Nach der Bootseinteilung der beiden Vierer mit Steuermann und ausgerüstet mit Rettungswesten, startete die 1. Halbtagesetappe entlang der Küste nach Süden zu einem etwa 13 km entfernten Campingplatz mit Anlegesteg. Das Anlegen ist hier ein generelles Problem, da es an der felsigen Küste und den Schären nur wenige öffentlich zugängige  Stege gibt. Die vielen kleinen Felseninseln  mit flacher abgerundeter Form, Schären genannt, sind in der letzten Eiszeit entstanden, als das von vom Festland ausgehende Inlandeis  die darunter liegenden Gesteinsmassen überströmte und abschliff.



Die Fahrt mit den behäbigen Vierern geht nicht gerade zügig voran und bei ca. 5 Km/h Fahrt  und ein paar Pausen ist man für solche Strecken schon mehrere Stunden auf dem Wasser. Das Mittagspicknick wurde, wie auch an den folgenden Rudertagen vom Landdienst organisiert. Für die 2. Halbtagesetappe wurden einige Bootsplätze mit dem Landdienst  ausgetauscht und weiter ging die Fahrt gen Süden zu einem etwa 13 km entfernten kleinen Fischereihafen (Svartö). Dort wurden beide Boote an einem Hafen-Steg sicher vertäut und nach Hause ging es dann für alle 14 Teilnehmer mit dem angereisten Kleinbus und einem PKW. Beim Abendessen auf der Ferienhaus-Terrasse kam plötzlich durch ein nahes Gewitter ein starker Wind auf und wir sahen Schaumkronen auf dem Wasser. Da wurde auch dem letzten klar, dass das Rudern auf der offenen See auch spannend werden könnte.



Am nächsten Morgen war immer noch strahlender Sonnenschein, aber die Windstärke hatte sich bei 4 bis 5 eingependelt. Auf der Autofahrt nach Svartö, wo unsere Boote lagen, zeigte uns Axel noch einen am Wege liegenden Museumssteinbruch, in dem der berühmte rote schwedische Granit gebrochen wurde. Die Fahrt auf tadellosen Straßen über Land und durch kleine Orte ist für sich auch schon ein Erlebnis. Alles sieht so sauber und aufgeräumt aus und die  gepflegten Gärten mit den typischen, farbigen Holzhäusern erinnern einen sofort an Kinderbücher von Astrid Lindgren.

Nach Ankunft in Svartö und Ausschöpfen des Wassers aus den Booten, das der Regen der letzten Nacht hinterlassen hatte, konnten wir die Rudertour zurück antreten, auf demselben Wege wie die Hintour am Vortage. Nur das Wasser war deutlich unruhiger. Den von Nordost blasenden Wind mit schaumkronen-besetzten Wellen hatten wir Steuerbord voraus und es bedurfte schon des ganzen Könnens unserer erfahrenen Steuerleute, den geschützteren Weg hinter den kleinen Felseninseln zu finden und den zwischendurch bedrohlich heranrollenden Wellen auszuweichen.  Das gelang freilich nicht immer, so dass wir einige Male Wasser aus unserem Boot schöpfen mussten, um nicht in bedenkliche Tieflage zu geraten und dann mit der nächsten überkommenden Welle baden zu gehen. Zum Glück sieht man als Ruderer die heranrollende Gefahr nicht. Aber man hört die sich  überschlagenden Wellen und wird ab und zu durch einen überkommenden Brecher geduscht.  Ziemlich durchnässt erreichten die Mannschaften die Mittagsrast am alten Platze und mussten erst mal in trockene Klamotten kommen und neue Kräfte sammeln. Ergänzt durch ausgeruhte Landdienstleute wurde die restliche Etappe für die nächsten ca. 3 Stunden in Angriff genommen. Von Abendflaute keine Spur. Die ersten beiden Stunden,  noch einigermaßen geschützt in den Schären, liefen so spannend wie zuvor. Noch einmal richtig prickelnd wurde es dann während der letzten Stunde der Rudertour bis zum rettenden Heimathafen, die über die offene See führte. Zum Glück ging aber alles gut und beide Boote und Mannschaften kamen heil zu Hause an. Abends war Grillen mit dem Vorsitzenden des dortigen Ruderclubs und seinem Schwiegersohn auf unserer Terrasse angesagt. Essen und Bier vom Faß, mitgebracht  aus Deutschland, gab es reichlich. Ein Problem stellten wie jeden Abend nur die gefühlten Millionen von Mücken dar, gegen die alle Sprays und Wässerchen wirkungslos zu sein scheinen.



Die Rudertour am Mittwoch ging die Küste entlang nach Norden und sorgte am Ende widererwarten für eine unangenehme Über-raschung. Wieder war strahlender Sonnenschein und der Wind kam weiter von Nordost,  hatte sich aber etwas abgeschwächt. Zunächst ging die Fahrt der beiden Vierer vom Oskarshamner Ruderclub zu dem etwa 18 km entfernten Figeholm, einem hübschen kleinen, hinter den Schären versteckten Ort mit Seglerhafen und ein paar Geschäften, in denen der Landdienst noch Lebensmittel für die Mittagsrast einkaufen konnte. Das Leben geht hier ruhig zu. Die Menschen halten sich wo es geht im Freien auf und  genießen ganz offenbar den sehr schönen, kurzen Sommer.



Nach ausgiebiger Mittagsrast wurde die 2. Etappe in Angriff genommen zu einem ca. 16 km entfernten kleinen Motorboothafen in Krakelund, den Axel ausfindig gemacht hatte, die einzige Anlegestelle weit und breit Richtung Norden. Axel und der „kleine Klaus“ hatten vorher diese Stelle besucht und einen Bauern dort getroffen, dem angeblich das Land dort gehört und der keine Einwände gegen das Anlanden und Lagern der Boote für ein bis zwei Tage hatte. Diese 2. Etappe führte an einem auf halber Strecke an der Küste liegenden Kernkraftwerk vorbei, dessen gewaltige Aufbauten man schon von weitem sieht und dessen Anblick einen die ganze  Zeit über begleitet. Für diejenigen, wie mich, die schon die Vormittagstour in den Knochen hatten, war es eine harte Etappe. Die Wellen kamen weiter von Steuerbord und auf Backbord war Stunde um Stunde immer nur der Anblick dieser gewaltigen Anlage und voraus kein Ziel in Sicht, so dass man den Eindruck hatte, kaum voran zu kommen. Aber nach etwa 3 Stunden Rudern tauchte hinter einer ins Meer hinausragenden Landzunge ein hohes Gebäude, ein Hafenturm auf. Nach Umrunden der Landzunge war da schließlich auch der ersehnte kleine Hafen und unser Landdienst wartete schon auf uns. Die Boote wurden aus dem Wasser genommen und entlang der Hafenmauer, ohne den Zugang zu den Stegen zu blockieren, gelagert. Gerade als wir unsere Rudersäcke in den beiden angereisten PKWs verstaut hatten und mit dem Landdienst nach Hause fahren wollten, kam ein alter Volvo, einige Latten auf dem Dachgepäckträger transportierend, angefahren und ein grimmig dreinblickender etwas untersetzter Schwede stieg aus, der auf die Boote zeigte und etwas sagte, was wir, des Schwedischen nicht mächtig, nicht verstanden. Nur Axel wurde etwas blass und übersetzte, dass die Boote hier nicht bleiben könnten, es handele sich hier um ein Privatgrundstück und außerdem wäre schon die Polizei gerufen, die gleich eintreffen müsse. Axel redete mit Engelszungen auf den Mann ein und versuchte ihm klar zu machen, dass wir unmöglich den weiten Weg zurück antreten könnten. Nach einigem hin und her erklärte letzterer sich bereit, der Lagerung der Boote bis zum übernächsten Morgen zuzustimmen, gegen die stattliche Lagergebühr von 100 Skr pro anwesender Person, also 1400 Skr etwa 165 €. Inzwischen war die Polizei eingetroffen, eine nette junge Polizistin und ihr junger Kollege, die beide den Deal mit einigem Erstaunen, aber ohne sich einmischen zu wollen, verfolgten. Immerhin hat die Anwesenheit der Polizei wohl bewirkt, dass Axel für die bezahlte Summe die geforderte Quittung als Beleg bekam. Die Boote wurden dann auf andere zugewiesene Plätze umgelagert. Und wie sich dann herausstellte, hatte die Bewohnerin eines nahen  Grundstücks die Polizei gerufen, weil sie befürchtete, polnische Motorbootdiebe seien am Werke. Offenbar hatte unser Uwe vom Landdienst, als er über den Bootssteg lief, um bessere Sicht auf die vom Meer her kommenden Boote zu haben,  einen derart martialischen Eindruck hinter-lassen, dass die gute Frau sich nicht einmal aus ihrem Haus wagte, sondern lieber gleich die Polizei rief. Nachdem wir die beiden Polizisten davon überzeugen konnten, dass wir, wie wir alle in unserer Ruderkluft so dastanden, harmlose deutsche Sportsleute waren, verabschiedeten sie sich mit einem Schmunzeln. Auch der schwedische Grundstücksbesitzer, immer noch einigermaßen grimmig dreinblickend verschwand in seinen Volvo und wir konnten die Heimreise mit den Autos antreten.



Der Donnerstag war von Axel als einer der Höhepunkte der Reise geplant, der Fahrt mit dem Dampfer zur „Blauen Jungfrau“ einer ca. 20 km vor  Oskarshamn liegenden, unbewohnten Felseninsel von etwa 1 km Durchmesser, deren höchsten Punkt 86,5 m aus dem Meer herausragt. Das Wetter war unverändert schön und der kleine Dampfer brachte uns vom Oskarshamner Hafen in ca. 2 Stunden hinüber zur Insel.



Es gibt dort keinen Anlegesteg.  Das Boot kann nur an zwei Stellen, je nach Windrichtung, mit dem Bug an einem präparierten Felseinschnitt anlanden. Gewarnt wurden wir noch vor den hohen Wellen, der hier dicht an der Insel vorbeikommenden Gotlandfähre, welche einem direkt an der Felsenküste gefährlich werden können. Sodann ging es los, die Insel auf vorgegebenen Pfaden zu erkunden. Auf der nördlichen Seite sind die roten von Eiszeitgletschern glatt geschliffenen Granitfelsen und man muss aufpassen, nicht abzurutschen. Bewohner der Insel sind angeblich nur Schneehasen und Fledermäuse, die sich aber nicht blicken ließen. Bis die Insel 1926 unter Naturschutz gestellt wurde, hat man hier noch den begehrten roten Granit abgebaut. Einige  herausgebrochene, große Quader sieht man noch herumliegen.



Nach Erreichen des Gipfels ging es  hinab zur Südseite der Insel, wo Laubwald  und einige seltene Pflanzen und teils üppige Vegetation anzutreffen sind. Auf verschlungenen Pfaden gelangten wir  schließlich zurück zur Schiffsanlegestelle. Nach den verabredeten drei Stunden Inselaufenthalt wurden alle Schäfchen wieder eingesammelt und gezählt. Erst als glücklich alle wieder an Bord waren, startete die Rückreise zum Oskarshamner Hafen.  Das Abendessen wurde dann auf der Terrasse einer Pizzeria am Hafen eingenommen. Hier konnte man die liebevoll restaurierten Oldtimer bewundern, meist große amerikanische Schlitten aus den 60-iger Jahren, die von ihren stolzen Besitzern, oft in Begleitung mehrerer junger Damen, wiederholt vorbei gesteuert wurden.



Am Freitag erfolgte bei unverändert schönem Wetter die Rücktour von Krakelund über Mittagsrast in Figeholm zurück zum Oskarshamner Ruderclub. Die Fahrt verlief jetzt bei leichtem Rückenwind merklich schneller. Ein Vierer wählte zunächst die Route außerhalb der Schären weiter draußen auf dem Meer, wo man sicher sein kann, nicht unversehens auf kleine Felsen, die dicht unter der Wasseroberfläche aufragen, sog. Untiefen, aufzulaufen. Axels Boot wählte den interessanteren Weg durch die Schären, bei dem man aber ständig Gefahr läuft aufzusetzen, wenn man nicht ortskundig ist, oder wie Axel, sich technischer Hilfsmittel bedient. Hierzu hatte Axel aus Stockholm sehr detaillierte Seekarten erworben, auf denen jede noch so kleine Untiefe eingezeichnet ist. Diese Karten hat er auf sein Navi geladen, sorgfältig abgeglichen mit Luftbildern von Google-Earth. Zu Hause hatte er dann schon auf diesen Karten im Navi die sicheren Routen durch die Schären eingetragen. Jetzt musste er beim Steuern nur noch die laufende GPS-Position unseres Bootes auf der vorgezeichneten Route halten, also sozusagen im Instrumentenflug ohne den nötigen Blick aufs Wasser navigieren. Das lief auch ganz prima und wir konnten die Unmengen kleiner Felsbrocken und Inselchen sicher umkurven.



Spannend wurde es nochmal, als bei der Nachmittagsetappe beide Boote auf halber Strecke zwischen Figeholm und Oskarshamn hinter den Schären eine enge Brückendurchfahrt mit Gegenströmung passieren mussten. Aber mit aus-reichendem Anschwung, „Ruder lang“ und dem Vertreiben der verdutzt dreinschauenden Angler an dieser Stelle sind beide Boote sicher durch diesen Engpass gekommen.



Sonnabend war Freispiel angesagt. Fünf immer noch ruderfreudige Sportskammeraden/Innen, nämlich Axel, Andreas, Monika, Heike und Uwe haben sich aufgemacht, im Vierer eine 10 km vom Festland entfernte, etwa 1 km2 große, bewohnte Insel, anzusteuern.   Das Wetter war für dieses Unternehmen günstig, die Sonne schien unverändert von einem strahlend blauen Himmel und der Wind war fast vollständig eingeschlafen. Der Rest der Truppe machte einen Stadtbummel durch Oskarshamn, um bei der Stadt-besichtigung evtl. auch noch typisch schwedische Mitbringsel zu erwerben. Oskarshamn ist ein helles, sauberes Städtchen mit   Fußgängerzone und Einkaufspassagen,  wo noch einfache  Holzhäuser neben modernen Stein/Glas-Bauten stehen. Die Menschen sind freundlich und alles geht ruhig hier zu.

Am Sonntag früh gegen 10  Uhr verließen wir unser Feriendomizil der vergangenen Woche. Gerd, Ingrid und Klaus machten sich in Gerds neuem Super-VW auf, Ruderfreunde in Dänemark zu besuchen. Axel und der „kleine Klaus“ wollten noch das Sommerhaus in Högsby sicher verschließen und dann die Fähre Trelleborg - Saßnitz nehmen. Heike und Uwe mit ihrem PKW und die restlichen Sieben im Kleinbus traten die Fahrt auf der Küstenstraße Richtung Trelleborg an, um die 15-Uhr-Fähre nach Rostock zu erreichen. Spannend wurde es noch einmal ca. 100 km vor Trelleborg bei Sölvesborg, wo wir in den Abreiseverkehr des großen, jährlich zu dieser Zeit stattfindenden Rock-Festivals gerieten. Hunderttausende finden sich zu diesem Event hier jährlich zusammen. Uns schien bei dem zähen Verkehr die Zeit davon zu laufen. Aber bald lichtete sich der Stau und wir erreichten pünktlich die Fähre, ebenso Heike und Uwe. Die siebenstündige Überfahrt bei herrlichem Wetter, vorbei an dänischen Inseln, mit der Begegnung mehrerer Handelsschiffe und sogar der Sichtung eines U-Bootes verlief recht kurzweilig. Nach Ankunft in Rostock gegen 21 Uhr kutschierte uns Horst bei zunehmender Dämmerung wieder sicher über die  Autobahn Richtung Berlin, wo wir noch vor Mitternacht landeten.  Ende einer schönen Ruderreise.
- Bericht von Berndt Kuhlow  (RRTVW)